Wenige Tage vor der JEC haben sich Ende Februar 2025 rund 60 Mitglieder des Composites United e. V. (CU) zu einer gemeinsamen Sitzung der Arbeitsgruppen „Thermoplastische Composites“, „Smart Structures“ und „Multi-Material-Design“ getroffen. Sechs Referentinnen und Referenten stellten innovative Projekte vor – viele der präsentierten Entwicklungen werden auch Anfang März auf der JEC World in Paris zu sehen sein.
In seinen einleitenden Worten verwies AG-Leiter Prof. Dr.-Ing. Thomas Neumeyer vom Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) auf die Nähe der in der Sitzung diskutierten Vortragsinhalte zu den Themen der diesjährigen JEC-Awards und betonte damit die Aktualität der Online-Veranstaltung. Es schlossen sich Begrüßungen von Dr. Martin Gurka (IVW / AG-Leiter „Smart Structures“), Dr. Thomas Heber (Geschäftsführer CU Ost / AG-Leiter „Multi-Material-Design“ und Dr. Heinz Kolz, Geschäftsführer CU West an.
Dr. Tobias Donhauser, Gründer und Geschäftsführer der fiberior GmbH, einer Ausgründung aus dem IVW, hat sich mit seinem Team das Ziel gesetzt, die hohe Spanne zwischen Rohmaterial- und Halbzeugkosten durch eine innovative Prozesskette für maßgeschneiderte Tape-Materialien zu verringern. Dadurch soll die Wettbewerbsfähigkeit thermoplastischer Faser-Kunststoff-Verbunde erhöht werden.
Andreas Krämer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IVW entwickelt in einem Forschungsprojekt neue Prozessketten auf Basis reaktiver Thermoplaste. Im Zentrum stehen dabei teilweise polymerisierte, vorimprägnierte Halbzeuge. Durch die niedrige Viskosität des Matrixmaterials im Ausgangszustand können hohe Faservolumengehalte erzielt und damit auch attraktive mechanische Eigenschaften erreicht werden. Die weitere Verarbeitung kann in üblichen Thermoform-Verfahren erfolgen. Die neue Verarbeitungsstrategie verbindet damit die Vorteile niedrigviskoser Polymere, wie man sie vorwiegend von Duromeren kennt, mit den Potenzialen, die Thermoplaste z. B. in Bezug auf Funktionsintegration und Rezyklierbarkeit bieten.
Daniel Maier von der Firma Christian Karl Siebenwurst GmbH & Co. KG stellte zwei eindrucksvolle Projekte zur Fertigung von Batteriegehäusen vor. Dabei zeigte er innovative Lösungen zur Herstellung komplexer, großformatiger Multimaterial-Bauteile auf Basis thermoplastischer Faser-Kunststoff-Verbunde auf. Es wurde sowohl die Umsetzung auf vertikal schließenden Pressen als auch horizontal schließenden Spritzgießanlagen adressiert. Herr Maier schloss seinen Vortag mit dem Fazit „Gutes Engineering zeigt sich am Ende in der Einfachheit des Werkzeugs“ und betonte damit die absolute Notwendigkeit der frühen Einbindung des Werkzeugbaus bei komplexen Entwicklungsaufgaben.
Die Firma herone, eine Ausgründung aus der TU Dresden, wurde von Gründer und Geschäftsführer Dr. Christian Garthaus vertreten. Das Unternehmen entwickelt und fertigt Hochleistungsprodukte mit thermoplastischen CF-Tapes im Wickel- oder Flechtverfahren für die Luft- und Raumfahrt. Dr. Garthaus erläuterte die Aktivitäten zur Kreislaufwirtschaft, insbesondere die Verwendung von Recyclingmaterialien. Herone strebt mit eine deutliche CO2-Einsparung, hohe Leistungsfähigkeit und Kostenneutralität an.
Gerret Kalkoffen, Geschäftsführer der Carbon Truck & Trailer GmbH, berichtete von Erfahrungen mit der erfolgreichen Gestaltung von Metall-Faserverbund-Schnittstellen in Fahrzeugen. Mit einem Verbundwerkstoff-Chassis für Transporter konnten deutliche Gewichtseinsparungen und damit Nutzlaststeigerungen erzielt werden. Er betonte an konkreten Anwendungsbeispielen geklebter und geschraubter Verbindungen, wie wichtig es ist, das Setzverhalten bei geschraubten Schnittstellen zu beachten, Korrosionsbeschichtungen sorgfältig auszuwählen sowie Harz und Klebstoff bei Klebeverbindungen gut abzustimmen.
Oliver Kipf, Geschäftsführender Gesellschafter der CG TEC Carbon und Glasfasertechnik GmbH, berichte eindrucksvoll von seinen Erfahrungen bei der Herstellung sogenannter Carbon-Metall-Verbindungen am konkreten Beispiel eines Klangstachels für ein Cello (Interface zum Boden). Die multi-axiale Pultrusion hat sich dafür als effizientes Fertigungsverfahren herauskristallisiert. Mit CFK umwickelte Kupfer- oder Titanstachel bieten eine hohe Klangabschirmung und den Cellisten jeweils völlig neue Klangerlebnisse.
Prof. Dr.-Ing. Thomas Neumeyer (IVW) zeigte sich am Ende begeistert von den interessanten Vorträgen und der aufschlussreichen Diskussion und bedankte sich bei den Vortragenden und den Teilnehmenden.
Dr. Thomas Heber lud alle Teilnehmenden zum Besuch an den CU-Gemeinschaftsstand auf der JEC und zu Gesprächen mit den Referentinnen und Referenten in Halle 6 am Stand P24-Q24-R24-S24 ein.
Die 3er AG-Sitzung soll auch im kommenden Jahr erneut vor der JEC World stattfinden. Merken Sie sich dafür den 24. Februar 2026 (9:00-12.00 Uhr) vor. Die Einladung erfolgt frühzeitig, das Programm finden Sie vorab auf der CU-Webseite.
Weitere Informationen erhalten Sie von den AG-Leitern:
Prof. Dr.-Ing. Thomas Neumeyer, Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe und
Dr. Martin Gurka, Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe
sowie von Dr. Heinz Kolz (Clustergeschäftsführer CU West): heinz.kolz@composites-united.com und
Dr. Thomas Heber (Clustergeschäftsführer CU Ost): thomas.heber@composites-united.com