Im „Jour Fixe“ stellen CU-Mitglieder üblicherweise ihre Projekte und Technologien zu einem aktuellen Thema vor. Diesmal wurde die neue EU-Förderung für Verbundwerkstoff-Projekte von Expertinnen und Experten vorgestellt und mit den 25 Teilnehmenden diskutiert. Der Fokus lag auf KMU, weil diese häufig vor EU-Förderprojekten zurückschrecken.

„Zu kompliziert und zu aufwendig, so das Vorurteil von KMU. Mit der richtigen Unterstützung sind EU-Förderprojekte für KMU gut machbar: die nationalen Kontaktstellen der EU beraten bei der Antragstellung, Büros des Enterprise Europe Network (EEN) suchen europaweit Partner und die großen Forschungsinstitute, wie das Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) übernehmen Antragstellung und (administrative) Koordination. Composites United begleitet seine Mitglieder ebenfalls bei Förderprojekten“, so Dr. Heinz Kolz, Clustergeschäftsführer CU West, in seiner Begrüßung.

Im Rahmen des 32. Jour Fixe stellten Expertinnen und Experten ihre Erfahrungen und Unterstützungsangebote für die neue EU-Förderung für Verbundprojekte vor:

Einführung in das EU-Forschungsrahmenprogramm 

Das Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) unterstützt Industrieunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von den werkstofflichen Grundlagen über die Charakterisierung und Simulation, die Bauweisen und die Fertigungstechnik bis zum Bauteilversuch und Recycling. Mit mehr als 50 EU-Projekten seit dem 4. EU-Forschungsrahmenprogramm und zwei koordinierten Projekten verfügen Frau Dr. Bittmann-Hennes als EU-Forschungsmanagerin und das IVW über große Erfahrungen. EU-Projekte bieten eine große Internationale Sichtbarkeit zur Erweiterung des eigenen Netzwerks. Durch eine Förderung von bis zu 100 % wird das Risiko für die Erprobung neuer Ideen deutlich reduziert. Darüber hinaus ist der interkulturelle Austausch mit den Projektpartnern eine wertvolle persönliche Erfahrung. Das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizont Europa hat drei Säulen, wobei bei dieser Veranstaltung die zweite Säule mit klassischen Verbundprojekten zu globalen Herausforderungen und einem ihrer Schwerpunkte auf Digitalisierung, Industrie und Weltraum im Mittelpunkt stand. Es werden Projekte mit mindestens drei Partnern aus drei Mitgliedsländern gefördert und für diese Säule stehen bis 2027 53 Mrd. Euro zur Verfügung.  

Referentin: Dr.-Ing. Birgit Bittmann-Hennes, EU-Forschungsreferentin, Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe, birgit.bittmann@ivw.uni-kl.de

 

EU-Förderung für Verbundwerkstoffprojekte

Dr. Hass von der Nationalen Kontaktstelle (NKS) von Horizont Europa bietet mit seinen Kollegen ein breites Spektrum an Informationen und Unterstützung. Dazu gehören Internetseite, Newsletter, Projektideenchecks, Antragsprüfung, Partnersuche und Serviceleistungen für Hochschule, Forschungseinrichtungen, Industrie und KMU. Aus seiner Sicht sollte beachtet werden:

  • Geld fließt jeweils nach 8-9 Monaten
  • die Verwertungsperspektive muss im Antrag gut dargestellt werden
  • Klimaneutralität als zentrales EU-Ziel ist zu berücksichtigen
  • EU Funding & Tenders Portal: das EU-Portal bietet einen Überblick der laufenden und künftigen Programme
  • die NKS kann über künftige Ausschreibungen für eine Projektidee informieren
  • angesichts der kurzen Ausschreibungsfristen sollte frühzeigt gestartet werden

Zu den Themenfeldern für Projekte, die Herr Dr. Haas vorstellte, wird auf die NKS-Internetseite verwiesen. Die NKS wird vom Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) finanziert und ihr Service ist für die Antragsteller kostenlos sowie die individuelle Antragsberatung streng vertraulich.

Referent: Dr. Christof Haas, NKS, Project Management Jülich, Forschungszentrum Jülich, c.haas@ptj.de

Erfahrung als KMU in EU-Projekten

Die Clesgo GmbH ist ein junges, technologieorientiertes Unternehmen, das sich auf die Bereitstellung von cloudbasierten Engineering-Lösungen für die Fertigungsindustrie spezialisiert hat. Aufgrund seiner früheren Tätigkeit verfügt Herr Serna über ein internationales Netzwerk und Erfahrungen in EU-Projekten, die er bereits in zehn EU-Projekten einbringen konnte. Seine Erfahrungen als KMU in EU-Projekten sind durchgehend positiv. Er empfiehlt KMU:

  • man sollte die Projektvision für eine Technologie haben, die in fünf bis zehn Jahren am Markt eingeführt wird
  • ein großes und internationales Netzwerk ist eine wichtige Voraussetzung
  • wenn dieses Netzwerk nicht vorhanden ist, bieten „open calls“ (FSTP = financial support for third parties) einen guten Einstieg
  • die EU hat das Berichtswesen und die Finanzübersichten erleichtert, die sind jedoch auch zur eigenen Projektsteuerung wichtig

Referent: Sebastian Pena Serna, Gründer der Clesgo GmbH, Stuttgart, sps@clesgo.com

 

Enterprise Europe Network – ein europaweites Unterstützungsnetzwerk für innovative KMU

Das Enterprise Europe Network (EEN) ist bei der Innovationsagentur Rheinland-Pfalz angesiedelt, deren Aufgabe die Unterstützung von KMU bei FuE-Aktivitäten mit einem breiten Dienstleistungsangebot ist. Das EEN vermittelt europaweit Technologie- und Forschungskooperationen. Das geschieht über eine Kooperationsdatenbank und die persönliche Vermittlung in den Ländern. KMU, die sich mit Technologiekompetenz an EU-Projekten beteiligen möchten, können ihr Angebot über EEN einbringen. Eine häufige Aufgabenstellung ist die Suche nach der geeigneten Förderung aus den regionalen, nationalen und EU-Förderprogrammen für ein konkretes Vorhaben und die anschließende Antragsbetreuung. Darüber hinaus bietet die Registrierung als Experte für die Antragsbegutachtung in der EU-Datenbank die Möglichkeit die eigene Antragskompetenz zu erweitern.

Referentin: Dr.-Ing. Julia Dohnt-Buchheit, Leiterin Enterprise Europe Network, Innovationsagentur Rheinland-Pfalz, buchheit@innovationsagentur-rlp.de

 

Transnationaler Eureka-Leichtbau-Call

Der Eureka-Leichtbau-Call richtet sich an transnationale, marktgetriebene, vorwettbewerbliche Projekte von Projektpartnern. Es sind 45 Nationen beteiligt. 

Die Nationalen Förderrichtlinien (für Deutschland ZIM) werden für die Antragstellung zugrunde gelegt. Deadline für die Antragsstellung ist der 23.10.2025. Projektträger ist das DLR (Dr. Bojan Hörnich, bojan.hoernich@dlr.de. Der CU bietet am 9. Juli 2025 von 9.00-10.00 Uhr eine ausführliche (digitale) Informationsveranstaltung mit dem Projektträger. Hier finden Sie Informationen und die Anmeldung.

Referent: Martin Kretschmann, Projektmanager Composites United, martin.kretschmann@composites-united.com

 

Aus der Diskussion:

  • KMU können ein eigenes EU-Projekt starten, wenn im Hintergrund die notwendige Unterstützung (Finanzen, Berichtswesen, Koordination) zur Verfügung steht. Größere KMU können dies u. U. leisten, wenn 15 bis 20 Partner im Projekt zusammenarbeiten.
  • Kleine KMU mit einer Projektvision können stattdessen die technische Koordination übernehmen, wenn ein großes Forschungsinstitut die (administrative) Projektkoordination steuert.
  • Bei Insolvenz eines Projektpartners geht das Projekt nach Information und Abstimmung mit der EU weiter. Entweder andere Partner übernehmen den Projektbeitrag oder es wird ein Ersatzpartner gesucht.
  • Es ist im Vorfeld nur schwer möglich die Solvenz von Projektpartnern zu ermitteln, weil äußere Rahmenbedingungen (Corona, Zollstreit oder Energiepreisentwicklung) die Ausgangssituation verändern können.

 

Abschließend bot Dr. Bastian Brenken die Unterstützung und Vermittlung der beteiligten Kollegen vom CU bei Projektvorhaben an.

Die Vorträge aus den jeweiligen Veranstaltungen sind für Mitglieder auf Carbon Connected verfügbar:

https://www.carbon-connected.de/Group/CU.West/uebersicht

Ansprechpartner für Ihre Anliegen und die Veranstaltungsreihe sind:

Dr. Heinz Kolz, Clustergeschäftsführer CU West: heinz.kolz@composites-united.com

Dr. Bastian Brenken, Clustergeschäftsführer CU Nord: bastian.brenken@composites-united.com

Martin Kretschmann, CU: martin.kretschmann@composites-united.com