Im monatlichen „Jour Fixe“ des Clusters CU West des Composites United e. V. stellen Unternehmen und Einrichtungen ihre Technologien oder Projekte zu einem aktuellen Thema vor. Beim Jour Fixe „Verbundwerkstoffe: neue Verarbeitungstechniken“ am 20. Oktober 2025 beteiligten sich 25 CU-Mitglieder und Gäste. Prof. Dr. Thomas Neumeyer vom Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe (IVW) führte in das Thema ein und leitete die anschließende Diskussion.

„Die Verarbeitungstechnik führt Werkstoff und Konstruktion zu industriellen Produkten zusammen. Innovative Verarbeitungstechniken ermöglichen die Herstellung endkonturnaher Bauteile mit reproduzierbar hoher Qualität. Es entstehen Komponenten mit reduziertem Gewicht, hoher Festigkeit und Steifigkeit. Fortschritte in der Automatisierung und effiziente Prozessketten schaffen die Voraussetzung für massentaugliche Produkte“, so Dr. Heinz Kolz, Clustergeschäftsführer von CU West, in seiner Begrüßung.

Im Rahmen des 34. Jour Fixe wurden folgende Technologien von Mitgliedsunternehmen aus CU West zum Thema vorgestellt:

Schnellaushärtende Epoxy Systeme für Aerospace Composites

Hexcel, ein führendes Unternehmen auf dem Gebiet der vorimprägnierten Halbzeuge, bietet ein breites Materialspektrum, insbesondere für Anwendungen im Transportsektor. Für die Fertigung einer B-Säule mit Prepregs (100.000 Teile/Jahr) wurde bereits in der Vergangenheit ein schnell härtendes System eingesetzt, um kurze Zykluszeiten bei hoher Qualität zu erreichen. Das neue M51-Prepreg ist ebenfalls für die Realisierung hoher Stückzahlen konzipiert, jedoch erreicht es höhere Glasübergangstemperaturen von ca. 170 °C und kann damit auch für Anwendungen in der Luftfahrt genutzt werden. Das M51 erfordert keinen Autoklaven, sondern kann in

Presshärtung verarbeitet werden. „Hot-in/hot-out”-Press-Prozesse ermöglichen kurze Zykluszeiten von ca. 40 Minuten. Das Verfahren in der Presse erfordert zudem weniger Verbrauchsmaterial, setzt aber ein gutes Verständnis für Bauteil, Tooling und Prozessführung voraus. Die Firma freut sich auf den Austausch mit Anbietenden von Werkzeugen, Presstechnik und Bauteilen, um neue Anwendungen zu diskutieren.

Referent: Johannes Moser, Technical Support Director, Hexcel Composites

Eigenbeheizte Werkzeuge zur Fertigung von Verbundwerkstoffbauteilen

Die Firma Grunewald, ein Familienunternehmen aus Bocholt, bietet ein breites Spektrum an Ingenieurdienstleistungen, Gussteilen für Prototypen und Kleinserien, Werkzeug- und Formenbau sowie Sondermaschinen für Prozessautomation. Für CFK-Luftfahrtbauteile werden großformatige Werkzeuge entwickelt. Entwickelt wurden eigenbeheizte Klebewerkzeuge, die bei einer Temperatur von 130 °C den Klebstoff aktivieren. Mit wassertemperierten Werkzeugen konnte die Taktzeit von sechs auf vier Stunden reduziert werden. Weiterhin stellt Frau Deibel induktiv aufheizbare Werkzeuge vor, mit denen es gelang, den Energiebedarf gegenüber der Fertigung im Autoklaven um 50 % zu reduzieren. Ein weiterer Fokus liegt auf der Entwicklung von Anlagen zum Ultraschallschweißen. Die Technologie induziert mechanische Schwingungen und ermöglicht kurze Schweißzeiten und einen sauberen Prozess. Die Firma Grunewald ist an Kooperationen zur Entwicklung neuer Produkte interessiert.

Referentin: Annika Deibel, Werkzeugbau für Luftfahrt, Grunewald

Bild: Grunewald GmbH & Co. KG

KyronTEXTM – ein recyceltes thermoplastisches Composite Material

Mitsubishi Chemical Advanced Materials ist vor zehn Jahren an seinem deutschen Standort in Heinsberg mit duroplastischen Prepregs gestartet. Heute werden auch thermoplastische Halbzeuge hergestellt. Der recyclingfähige thermoplastische Verbundwerkstoff KyronTEX entsteht in schnellen und skalierbaren textilen Herstellungsverfahren. KyronTEX lässt sich drapieren wie kaum ein anderer Werkstoff und ist mit unregelmäßiger oder kontinuierlicher Faserorientierung sowie als Sandwichbogen erhältlich. Er eignet sich für große Hochleistungsbauteile mit komplexen Geometrien, die in großen Mengen produziert werden. Das Material kann in effizienten Pressprozessen zu komplex geformten 3D-Geometrien verarbeitet werden. Herr Papierok wünscht sich einen Austausch zum Material und möglichen Anwendungen.

Referent: Kevin Papierok, R&D Manager Thermoplastic Composites, Mitsubishi Chemical Advanced Materials

Bild: Mitsubishi Chemical Advanced Materials

Einführung in die Diskussion

Professor Thomas Neumeyer teilte seinen Eindruck von den Konferenzen und Messen, die er in den zurückliegenden Wochen besucht hat. Die K-Messe 2025, die als weltweit bedeutendste Kunststoff-Messe alle drei Jahre in Düsseldorf stattfindet, konnte trotz herausfordernden wirtschaftlichen Umfelds eine zur vorherigen Veranstaltung konstant hohe Besucherzahl ausweisen. Allerdings ist anzumerken, dass 73 % der Besucher aus dem Ausland kamen. Die Ausstellung zeigte, dass asiatische Anbieter sich nicht mehr nur auf preiswerte Maschinen für Standardtechnologien beschränken, sondern auch komplexere Sondertechnologien anbieten, u. a. für die Verarbeitung von Organoblechen. Aktuelle Konjunkturerhebungen des VDMA zeigen für die EU und die USA nur minimales Wachstum in der Produktionsentwicklung, während in China die Produktion im allgemeinen Maschinenbau mit ca. 7 % wächst. „Wir brauchen Innovationen und müssen diese auch zu attraktiven Bedingungen in den Markt einführen, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, so sein Fazit.

Annika Deibel stimmte zu und führt aus, dass es bei Automotive-Werkzeugen schwerfällt, den Preiswettbewerb mit China aufzunehmen. Energie- und Ressourceneffizienz werden jedoch weiterhin Treiber für unsere Innovationen sein.

Johannes Moser ergänzte: „Wir sind vor fünf Jahren mit Materialien für die Windkraft gestartet – dieser Sektor wird heute überwiegend aus China bedient. Deshalb konzentrieren wir uns auf Anwendungen mit hoher Performance in Europa und den USA. Wir sehen in der Zukunft neue Anwendungen, insbesondere in der New Urban Air Mobility.“

Kevin Papierock führte aus, dass Materialien für das Recycling von Hochleistungswerkstoffen derzeit nicht exportiert werden. Deshalb hat man keinen Wettbewerb aus China. Mitsubishi Chemical Advanced Materials sieht für seine neuen Halbzeuge mittelfristig Anwendungen im Interieur von Flugzeugen wie etwa bei Sitzstrukturen sowie Einsatzmöglichkeiten in der E-Mobilität.

Die Vorträge aus den jeweiligen Veranstaltungen sind für Mitglieder auf Carbon Connected verfügbar: https://www.carbon-connected.de/Group/CU.West/uebersicht

Ansprechpartner für Ihre Anliegen und die Veranstaltungsreihe ist Dr. Heinz Kolz, Clustergeschäftsführer CU West: heinz.kolz@composites-united.com

 

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