Im monatlichen „Jour Fixe“ der Cluster CU West und CU Nord des Composites United e. V. stellen Unternehmen und Einrichtungen ihre Technologien oder Projekte zu einem aktuellen Thema vor. Beim Jour Fixe „Neue Entwicklungen: Materialien und Anwendungen“ am 17. November 2025 beteiligten sich 20 CU-Mitglieder und Gäste. Dr. Florian Gortner vom Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe führte in das Thema ein und leitete die anschließende Diskussion.
„Neue Materialien, insbesondere Polymere, sind der Ausgangspunkt für innovative Anwendungen. Aus der Kombination verschiedener Materialien werden die gewünschten Eigenschaften wie Festigkeit, Temperaturbeständigkeit und Ermüdungsverhalten entwickelt. So können die spezifischen Anforderungen an Komponenten, etwa das hohe Festigkeits-Gewichts-Verhältnis, in der Luft- und Raumfahrt oder im Automobilbau erfüllt werden. Ich freue mich, dass drei Mitglieder aus der Region des CU West ihre neuen Materialien und deren Anwendungen vorstellen“, so Dr. Heinz Kolz, Clustergeschäftsführer von CU West, in seiner Begrüßung.
Im Rahmen des 35. Jour Fixe stellten folgende Unternehmen und Einrichtungen ihre Beiträge zum Thema vor:
Proxxima™ DCPD Polyolefin Thermoset Harzsysteme – Niedrigviskose Harze mit vielen Anwendungen und Benefits
Das Chemical Central Europe ist ein Bereich der ExxonMobil-Gruppe. Mithilfe von Crackern entstehen kurze Kohlenwasserstoffketten, die nach der Reinigung zur Herstellung von Harzsystemen genutzt werden. DCPD-Harze, auf Kohlenwasserstoffbasis, haben eine niedrige Viskosität, können schnell reagieren und ermöglichen komplexe Geometrien. Eine Infusion von 15 Sekunden und ein Aushärten in drei Minuten bieten schnelle Taktzeiten. Der Kunde erhält eine große Flasche mit Harz und eine kleine Flasche mit einem Katalysator, mit einem Mischungsverhältnis von 50:1. Mit der Mischung und der Verarbeitungstemperatur lässt sich der Prozess steuern. Das erste Projekt war eine Batteriebox, die in kurzen Taktzeiten in großer Serie gefertigt wurde. Reine Kohlenwasserstoffe lassen sich gut recyceln. Bei der Entwicklung neuer Anwendungen unterstützt das Fraunhofer ICT mit seinem Anlagenpark, der Simulation anhand von Messdaten und der Erstellung von Materialmustern oder Prototypen. Das Unternehmen nimmt Gespräche zu neuen Anwendungen gerne auf.
Referenten: Dr. Daniel Bien, Senior Business Development Manager, ExxonMobil Chemical Central Europe und Jasper Steffens, Fraunhofer ICT
Nachhaltige Verbundwerkstoffe durch recycelbare Epoxidharze
Die CTP Advanced Materials, Tochter eines indischen Mischkonzerns, ist in einer Reihe von Segmenten wie Automotive, Rail und Elektrik tätig. Nachhaltige Epoxidharze sollen dazu beitragen, die Verwertung am „End of Life“ zu verbessern. Das soll vor allem über einen hohen biobasierten Anteil erreicht werden, der einem neuen Zyklus zugeführt wird. Anwendungen waren bisher Wasserstofftanks und Sportartikel. Ein Windkraftflügel könnte zerlegt, in einer erhitzten, sauren Lösung eingelegt werden, um das Gewebe komplett für eine erneute Nutzung einzusetzen. Das ausgewaschene Epoxidharz steht als Thermoplast in Pulverform zur Verfügung. Für dessen Wiederverwertung und für neue Anwendungen werden weitere Partner gesucht.
Referentin: Claudia Poitzsch, Entwicklung und Anwendungstechnik, CTP Advanced Materials
Revolutionärer Ansatz mit innovativen Materialien für nachhaltiges und optimiertes CFK-Formbauen
Der japanische Kuraray-Konzern hat seine Kompetenzen im Bereich von Folien und Filmen, die z. B. im Autoklavprozess eingesetzt werden. Mit der Entwicklung eines wasserlöslichen Films sollten Kosten gesenkt, der Prozess beschleunigt und Müll reduziert werden. Der Film kann beim Waschprozess von Formteilen gelöst werden. Bei Karosserieteilen mit hohen Qualitätsanforderungen kann das Vlies Löcher in der Oberfläche ausgleichen und den Ausschuss reduzieren. Kuraray steht für Projekte und Kooperationen zur Verfügung.
Referent: Dr. Ion Lazar, Market Development Manager EMEA, Kuraray
Einführung in die Diskussion
Das Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe forscht entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Materialentwicklung über die Konstruktion bis hin zur Produktion von Demonstratoren. Dr. Florian Gortner leitet das neu gegründete Kompetenzfeld „Remanufacturing and Repair“ mit den Bereichen Recyclingtechnologien, Biomaterialien, LCA und SMC. Anspruch ist es, recycelte Fasern einer hochwertigen Nutzung zuzuführen und ein Downcycling sowie eine thermische Verwertung zu vermeiden. So wird aus recycelten Stapelfasern am IVW ein rCF-Tape hergestellt. Das Tape bietet z. B. die Möglichkeit der Ablage von Radienbahnen ohne Faltenbildung sowie die Umformung bzw. das Prägen von Rippen. Die optische Überwachung der Halbzeugherstellung mittels Polarisationskameras ermöglicht es, Daten für die Erstellung eines digitalen Zwillings zu sammeln. Weiterhin können Fehlstellen im Halbzeug erkannt werden. Herr Dr. Gortner steht als Ansprechpartner zur Verfügung und vermittelt in die IVW-Forschungsbereiche.
Diskussionsbeiträge
- Der biobasierte Baukasten bietet eine vergleichbare Qualität wie konventionelle Systeme. Die Verhinderung der Wasseraufnahme bei Biofasern wie Hanf bei Surfbrettern ist zu lösen. Das Thermoplastepulver soll mit Hochschulkompetenz charakterisiert werden, um Anwendungen zu erschließen (Claudia Poitzsch).
- Die Reaktionszeit kann mittels Härter und Verarbeitungstemperatur exakt eingestellt werden. Bei einem Druckbehälter mit schnellem Wickelprozess wird die Kommerzialisierung gerade vorbereitet. Kohlenwasserstoffharze eignen sich hervorragend für Rohre für die Chemieindustrie (Dr. Daniel Bien).
- Aufgrund von Einschränkungen bei Druck und Temperaturen bis 180 °C kann die Folie gut für Duroplaste eingesetzt werden. Thermoplaste erfordern eine höhere Temperaturtauglichkeit (Dr. Ion Lazar).
Moderator: Dr. Florian Gortner, Leibniz-Institut für Verbundwerkstoffe
Die Vorträge aus den jeweiligen Veranstaltungen sind für Mitglieder auf Carbon Connected verfügbar: https://www.carbon-connected.de/Group/CU.West/uebersicht
Ansprechpartner für Ihre Anliegen und die Veranstaltungsreihe ist Dr. Heinz Kolz, Clustergeschäftsführer CU West: heinz.kolz@composites-united.com















