Beim CU Innovation Day „Composites in Defence Applications 2025“ am 02. und 03. Dezember 2025 diskutierten rund 150 Expertinnen und Experten der Verteidigungsindustrie, Bundeswehr, Wissenschaft und Composites-Branche beim Gastgeber Avanco Composites in Herford über Hochleistungsverbundwerkstoffe als Schlüssel für militärische Systeme von morgen. Zwei Tage lang stand im Fokus, wie Leichtbau, Hitzeschutz und Skalierbarkeit die Einsatzfähigkeit zukünftiger Plattformen entscheidend prägen werden. Deutlich wurde: Composites sind längst kein Nischenthema mehr – sondern ein sicherheitspolitischer Erfolgsfaktor.

Mit dem zweiten Innovation Day des Composites United zum Thema „Defence“ wurde Herford Anfang Dezember zum Treffpunkt für Vordenkerinnen und Vordenker aus Verteidigungsindustrie, Bundeswehr, Wissenschaft und Composites-Branche. „Wir wollen Brücken bauen zwischen Materialkompetenz, technologischen Visionen und den sicherheitspolitischen Anforderungen der Zukunft“, so Denny Schüppel (Netzwerkgeschäftsführer Ceramic Composites) in der Eröffnung der ausverkauften Veranstaltung. Mit diesem Auftakt war der Rahmen für zwei dialogreiche Tage voller technologischer Visionen, strategischer Diskussionen und persönlicher Begegnungen gesetzt.

Denny Schüppel (Netzwerkgeschäftsführer Ceramic Composites) begrüßte die 150 Gäste und moderierte die Veranstaltung. 

Inspirierende Impulse gleich zum Auftakt

Cedric Tappe vom Gastgeber Avanco Composites begrüßte die 150 Teilnehmenden mit einem klaren Signal: Innovation entsteht dort, wo Expertise sichtbar wird. Avanco entwickelt und produziert hochmoderne Leichtbaulösungen aus faserverstärkten Kunststoffen für Anwendungen unter anderem in Luftfahrt, Marine, Mobilität, Energie und Verteidigung. Sein Einblick in die hochautomatisierte Präzisionsfertigung von Avanco, ergänzt durch die Live-Vorführung des thermoplastischen Tape-Legens, wurde später am Nachmittag zu einem der Höhepunkte des ersten Tages. Viele Gäste zeigten sich beeindruckt von der Geschwindigkeit und Prozesssicherheit moderner Composite-Großbauteilfertigung.

Ebenfalls früh im Programm setzte Hinrich Hampe (Teijin Carbon Europe GmbH; Präsidiumsmitglied Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie e. V. – BDLI) Akzente. Er spannte einen weiten Bogen – von der militärischen Autonomie Deutschlands bis zu den geopolitischen Herausforderungen, die die Modernisierung der Luftfahrt dringend vorantreiben. Seine Botschaft: Leistungsfähige Materialien sind ein entscheidender Faktor nationaler Souveränität.

Marc Helmig (Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie e. V. – BDSV) knüpfte daran an und zeigte praxisnah, wie Unternehmen – insbesondere KMU – Zugang zur Verteidigungsindustrie finden und wie politische Akteure daran arbeiten, deutsche und europäische Lieferketten resilienter aufzustellen.

Composites als Schlüsseltechnologie der Zukunft

Ein zentraler inhaltlicher Schwerpunkt des ersten Tages war der Vortrag von Dr. Marc Wünsche (Avanco Composites), der eindrucksvoll demonstrierte, wie breit das Spektrum von Verbundwerkstoffen in militärischen Anwendungen geworden ist: Von Drohnensystemen über Radarsignaturreduktion bis hin zu thermisch extrem belasteten Strukturen. Seine Botschaft stieß auf große Resonanz: „Leichtbau ist nicht nur Technik – es ist Überlebenszeit, Präzision, Einsatzfähigkeit.“

Mit dem Blick auf Hyperschallgeschwindigkeiten zeigte Dr. Stephan Schmidt-Wimmer (ArianeGroup), wie Ceramic Matrix Composites den Sprung in völlig neue Temperaturregime ermöglichen. Ebenso beeindruckend präsentierten Marcel Lang und Dr. Florian Reichert (Schunk Kohlenstofftechnik GmbH) Hochtemperaturkomponenten, die in Europa künftig zunehmend strategisch bedeutend werden.

Einen weiteren Zukunftsbereich beleuchteten Hakan Cosansu und Ronny Swoboda (Rolls-Royce Deutschland): Hochleistungsverbunde und neue Fertigungsverfahren für zukünftige Kampfjetsysteme. Die Botschaft der beiden: Nur wer Material, Prozess und Systementwicklung eng verzahnt, bleibt technologisch führend.

Den Abschluss des Tages bildeten Einblicke in UAV-Systeme der nächsten Generation durch Andreas Stiebner (XYNETIC GmbH) sowie thermisch und ballistisch hochbelastete Strukturen durch Philipp Rotter (Diehl Defence). Besonders viel Gesprächsstoff bot die Aussicht auf künftige Großserien – etwa bei Drohnen und Munition, die neue Maßstäbe in der Composite-Produktion setzen.

Tag 2: Tiefe Einblicke in die Zukunft militärischer Plattformen

Der zweite Veranstaltungstag begann mit einem starken Impuls aus der Luftfahrt: Dr. Mircea Calomfirescu (Airbus Defence & Space) zeigte, wie neue Missionsprofile und Bedrohungsszenarien die Anforderungen an Militärflugzeuge radikal verändern – und wie unverzichtbar hochleistungsfähige Verbundwerkstoffe dabei werden.

Kai Steinbach (Hightex Verstärkungsstrukturen GmbH) demonstrierte anhand des Mehrzweckhubschraubers NH90, wie optimale Fasernutzung die maximale Zuladung verbessert. Ein Thema, das besonders die anwesenden Einsatzplanerinnen und -planer fesselte.

Mit großem Interesse folgte das Publikum den Ausführungen von Dr. Daniel Gizik (MTU Aero Engines), der die Herausforderungen zukünftiger Flugantriebe beschrieb: höhere Drücke, extreme Temperaturen, Effizienzsteigerung und überall Composites als Schlüsseltechnologie, welche die Anforderungen der Zukunft erfüllen können.

Im maritimen Bereich nahm Dr.-Ing. Markus Steffens (GoForLite) die Gäste mit zu Anwendungen, die vielen neu waren: Verbundwerkstoffe für Spezialschiffe, Kampfboote und Marineplattformen.

Später stellten Florian Pfefferer und Michael Kühnel (SGL Carbon) neue Carbon- und Graphitlösungen für Stückzahlszenarien zwischen 1 und 1000+ vor – ein klares Signal, dass sich industrielle Skalierbarkeit und Hochleistungswerkstoffe nicht ausschließen müssen.

Dr. Steffen Kress (Mubea Aviation) zeigte schließlich, wie Drohnenstrukturen künftig in großen Serien produziert werden können – ein Thema mit enormer Relevanz angesichts steigender militärischer Bedarfe.

Den praxisorientierten Abschluss bildete der Vortrag von Markus Kaden (msquare GmbH) zu Reparaturstrategien für NH90-Strukturen, die durch drastisch verkürzte Reparaturzeiten die Einsatzverfügbarkeit erhöhen und damit einen wesentlichen Beitrag zur operativen Einsatzfähigkeit leisten.

Ein roter Faden durch alle Vorträge: Wärme – Schutz – Überlebensfähigkeit

Wie Denny Schüppel in seinem Schlusswort betonte, zog sich ein technischer Schwerpunkt durch nahezu alle Beiträge: „Wärmeschutz und effiziente Wärmeableitung wurden von fast allen Referentinnen und Referenten als zentrale Zukunftsanforderungen genannt.“  Die Teilnehmenden nahmen darüber hinaus nicht nur technisches Wissen mit, sondern auch ein gemeinsames Verständnis für die sicherheitspolitische Bedeutung moderner Materialien und Fertigungstechnologien.

Ausblick

Der CU Innovation Day hat gezeigt: Die deutsche und die europäische Verteidigungsindustrie stehen vor tiefgreifenden Umbrüchen – und Composites sind ein wesentlicher Schlüssel, um diese Transformation erfolgreich zu gestalten. Thementage wie dieser sind die Basis für neue Netzwerke, belastbare Kooperationen und gemeinsame Visionen.