Die Firma BaltiCo aus dem mecklenburgischen Hohen Luckow lieferte in 2023 insgesamt drei Fahrrad- und Fußgängerbrücken aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff (CFK) an die Stadt Herne. Die mittels der bei BaltiCo entwickelten CFK-Stablegetechnologie hergestellten Leichtgewichte umfassen 11,1 m, 15,6 m und 18,4 m Länge. Das einheitliche Typdesign bietet für alle eine Wegbreite von 3 m.
Der Überbau wird bei der BaltiCo GmbH in drei Elementen vorgefertigt. Die Fertigung erfolgt im patentierten Stabwickelverfahren, bei dem harzgetränkte Kohlenstofffaserstränge mit einem Portalrobotersystem in einem definierten Muster in „Taschen“ auf GFK-Spante aufgebracht werden. So entsteht eine Stabgitterstruktur.
Ausgelegt sind die Brücken für Belastungen nach Euronorm für 5000 N/m² sowie das Befahren mit einem 12 t LKW. Der Transport von Hohen Luckow nach Herne konnte durch das geringe Gewicht von unter 8 t mit LKW erfolgen. Der Aufbau der Brücken war innerhalb weniger Stunden bei vergleichsweise niedrigen Kosten möglich.
Die Zulassung der Brücken erfolgte über eine Zustimmung im Einzelfall (ZiE) und vorhabenbezogene Bauartgenehmigung (vBG) nach geprüfter Statik. Alle zulassungsrelevanten Versuche von der Werkstoffcharakterisierung bis hin zu Bauteilversuchen an Brückensegmenten in Originalgröße erfolgten durch die IMA Materialforschung und Anwendungstechnik GmbH Dresden (Applus+ IMA Dresden). Die übergreifende Projektkoordination zwischen Auftraggeber, Partnern, Auftragnehmern und Behörden wurde durch die Composite Consulting Prof. Dr.-Ing. Jens Ridzewski übernommen. Ridzewski zum Projekt: „Ich freue mich sehr, dass wir mit vereinter Kraft aller Beteiligten erneut eindrucksvoll zeigen können, dass Bauwerke aus faserverstärkten Kunststoffen bei richtiger Anwendung gegenüber konventionellen Bauweisen einige Vorteile mit sich bringen. Die Technologien und Methoden stehen bereit, zur flächendeckenden Anwendung brauchen wir aber bei allen Beteiligten mehr Köpfe, die bereit sind traditionelle Wege auch mal zu verlassen.“
Transport der Brücke und Endmontage in Herne
BaltiCo hat sich seit 1993 auf den Einsatz von Faserverbundwerkstoffen insbesondere für Brücken, Windkraftanlagen, den Maschinenbau und maritime Anwendungen spezialisiert. Schiffbauingenieur und Geschäftsführer Dr.-Ing. Dirk Büchler hat schon einige Brücken entworfen und gebaut, etwa in der Stadt Bützow, in Sassnitz auf Rügen oder in den Niederlanden. Besonders die niederländischen Nachbarn sind der neuen Technologie gegenüber sehr aufgeschlossen, welche besonders hohe Spannweiten ermöglicht. Bei gleicher Konstruktionsweise kann eine CFK-Brücke von BaltiCo eine bis zu viermal so große Distanz wie eine vergleichbare Brücke aus konventionellem Stahlbeton überbrücken. „Dies liegt in der hohen Steifigkeit bei viel niedrigerem Gewicht der Kohlenstofffaser gegenüber Stahl begründet“, bekräftigt Büchler.
Der Vorteil der neuen Brücken für die Herner ist nicht vordergründig das Thema Leichtbau, denn die Brücken sollten sich nun natürlich nicht mehr bewegen. Die CFK-Konstruktion bringt aufgrund der sehr guten Witterungsbeständigkeit des verwendeten Kunststoffes vor allem eine hohe Langlebigkeit bei geringem Pflegeaufwand mit sich, wofür Dirk Büchler garantiert und worüber sich die Stadtkasse von Herne nachhaltig erfreut. Zudem ist ein unkomplizierter Aufbau auch im schwierigen Gelände garantiert.
oben: Transport der Brücke
rechts: Fertige Brücke – Ausführung als Einfeldbalkenbrücke für Fußgänger und Radfahrer, welche den Ostgraben im Bereich der Deponie in Herne auf einer lichten Weite von 18,4 m überspannt
Kontakt:
BaltiCo GmbH
Dr. Dirk Büchler
Bützower Str. 1D
18239 Hohen Luckow
+49 (0)38295 777100
+49 (0)176 38161674