Beim 5. Jour Fixe Leichtbaupolitik des Composites United e.V. kamen am 8. Dezember 2025 rund 40 Vertreterinnen und Vertreter aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWE), den Landesministerien, der Industrie sowie aus Fach-Netzwerken digital zusammen. Diskutiert wurden aktuelle Entwicklungen im BMWE, neue EU-Fördermöglichkeiten für den Leichtbau sowie zentrale Herausforderungen der europäischen Faserproduktion. Unternehmensvertreter aus den Bereichen Carbon-, Glas- und Keramikfasern zeigten deutliche Handlungsbedarfe zur Sicherung der technologischen Souveränität Europas auf.
Zum fünften Mal lud der Composites United e.V. (CU) zum Jour Fixe Leichtbaupolitik ein. Die digitale Veranstaltung am 8. Dezember 2025 wurde erneut von Dr. Tjark von Reden, Geschäftsführer des CU, moderiert und vereinte mehr als 40 Teilnehmende aus Politik, Landesministerien, Leichtbaunetzwerken, Industrie und Forschung. Erstmals ergänzten Kurzvorträge aus der Wirtschaft das mittlerweile fest etablierte Format – mit klarem Fokus auf eine resiliente und souveräne Faserproduktion in Europa.
Politische Rahmenbedingungen und EU-Förderperspektiven
Den Auftakt bildete der Bericht aus dem BMWE durch Gabriel Schmid aus dem Referat IVB4 „Rohstofffonds und Leichtbau“, der über strukturelle Veränderungen im Ministerium informierte. Das klare politische Bekenntnis zum Leichtbau wurde zudem unterstrichen: Das zuständige Referat IVB4 trägt auch nach seiner Umbenennung explizit den Leichtbau im Titel „Rohstofffonds und Leichtbau“. Während für das Technologie-Transfer-Programm Leichtbau (TTP-LB) weiterhin keine neuen Haushaltsmittel vorgesehen sind, bleibt die Initiative Leichtbau bis 2029 finanziell abgesichert und erhält eine erweiterte strategische Ausrichtung. Internationale Aktivitäten, unter anderem mit Geschäftsanbahnungsreisen und Gemeinschaftsständen, werden weiter ausgebaut.
Im weiteren Verlauf gab Ingo Rey von der Nationalen Kontaktstelle der EU am Forschungszentrum Jülich einen Überblick über aktuelle EU-Förderprogramme. Im Rahmen von „Horizont Europa“ fokussiert Rey zwei wichtige Ausschreibungsthemen, welche erstmalig über zwei Jahre gefördert werden: „Circular innovative advanced materials“ und „Advanced manufacturing for key products“. Ergänzend wurde das besonders für Start-ups und KMU attraktive Bottom-Up-Programm „EIC Accelerator Challenges“ vorgestellt.
Industrie im Spannungsfeld globaler Märkte
Deutlich zugespitzt diskutiert wurden die wirtschaftlichen Herausforderungen entlang der Faserwertschöpfungskette. Hinrich Hampe von Teijin Carbon Europe machte auf den enormen Preisdruck durch chinesische Carbonfaserprodukte aufmerksam. Gleichzeitig zeigte er das große Potenzial von Carbonbeton als nachhaltige Alternative im Bauwesen auf. Jens Boelke von Owens Corning schilderte die schwierige Wettbewerbssituation im Glasfaserbereich: Billigimporte, mangelnde Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards sowie drastische Kostenunterschiede gefährden zunehmend die europäische Produktion. Werner Humbs von BJS Ceramics wies für keramische Siliziumcarbid-Fasern auf die besondere Abhängigkeit von außereuropäischen Rohstoffquellen hin und forderte weniger Bürokratie, mehr Investitionsförderung und den konsequenten Erhalt von Know-how in Europa.
Abschließend ordnete Dr. Tjark von Reden die Hightech Agenda Deutschland für die Composites-Branche ein. Insbesondere für die Schlüsseltechnologien „klimaneutrale Energieerzeugung“ und „klimaneutrale Mobilität“ sieht der CU bedeutende Anknüpfungspunkte für Verbundwerkstoffe. Auch die strategischen Felder Luft- und Raumfahrt sowie Sicherheits- und Verteidigungsforschung bieten erhebliche Potenziale.
Ausblick
Der 5. Jour Fixe Leichtbaupolitik unterstrich eindrucksvoll, dass politische Rahmenbedingungen, internationale Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität im Leichtbau untrennbar miteinander verknüpft sind. Der Composites United wird diesen Dialog auch künftig aktiv gestalten. Der nächste Jour Fixe Leichtbaupolitik findet am 8. Juni 2026 statt.















