Die Eigenschaften von Carbonfasern sind so vielfältig wie ihre Potentiale. Durch Anwendung von Carbonfasern in multifunktionalen Leichtbaustrukturen können beispielsweise Windkraftanlagen die Grundlage für eine CO2-freie Wirtschaft erzeugen. Mobilität, auf der Straße, in der Luft, zu Wasser und auf der Schiene erreicht durch den Einsatz von Carbonfasern und der daraus resultierenden Massereduktion größere Reichweiten bei niedrigeren Schadstoffemissionen. Während das Potential von Carbonfasern als eine Zukunftstechnologie bereits feststeht, basiert jedoch deren industrielle Herstellung bislang vor allem auf petrochemischen Basisstoffen und energieintensiven Prozessen,
bei im Vergleich zu klassischen Metallwerkstoffen hohen Kosten.
Um den Paradigmenwechsel auf eine produktspezifische Precursor- und Carbonfaserherstellung aus modifizierten Polyacrylnitril einerseits und nachwachsenden Rohstoffen andererseits in Kombination mit erneuerbarer Energie vorzunehmen, kooperieren der Cluster of Excellence MERGE der TU Chemnitz, das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, das Fraunhofer-Institut für Angewandte Polymerforschung IAP und die BTU Cottbus/ Senftenberg im Rahmen der Machbarkeitsstudie InnoCarbEnergy. Gemeinsam mit Stakeholdern aus Politik und Wirtschaft wird das Potenzial einer vollausgestatteten Pilotlinienforschung diskutiert, die von der Herstellung von Precursormaterialien über die Stabilisierung, Carbonisierung und Nachbehandlung der Carbonfasern bis hin zu textilbildenden Prozessen im semi-industriellen Maßstab reicht.
Im Rahmen der InnoCarbEnergy-Machbarkeitsstudie werden, neben zentralen technischen und wirtschaftlichen Fragestellungen, auch Standorte innerhalb der Gemeinde Boxberg/Oberlausitz analysiert, die für den Aufbau, den Betrieb und den Erhalt einer Forschungseinrichtung sowie die Ansiedlung industrieller Partner besonders geeignet sind. Dieser Prozess wird wirtschaftsseitig
von der Lausitz Energie Bergbau AG und der Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG) sowie
seitens der Wissenschaft von der TU Chemnitz und weiterer Forschungseinrichtungen begleitet.
Mit der gemeinsamen Vision einer klimafreundlichen Transformation der Region von der Kohlewirtschaft der Vergangenheit und Gegenwart zu einer selbsttragenden Bioökonomie, sollen nachhaltige Technologiepfade zur Carbonfaserherstellung innerhalb des Konsortiums diskutiert und die notwendige Infrastruktur für den Betrieb der Forschungs- und Pilotanlagen geplant werden. Es ist das Ziel den Forschungsstandort als „Carbon LabFactory Lausitz” dauerhaft und selbstständig in der Forschungslandschaft zu positionieren. Aufgrund der wachsenden Bedeutung von Carbonfasern und dem stetig steigenden Bedarf an leichten, energiesparenden Bauteilen, wird der geplante Forschungsbetrieb einen weiteren globalen Wettbewerbsvorteil für den hiesigen Industriestandort hervorbringen.
Damit die Bedürfnisse und Erwartungen der Unternehmen von Beginn an berücksichtigt werden und bei der Durchführung der Studie mit einbezogen werden können, führen die Projektpartner aktuell eine Bedarfsanalyse durch. Die Umfrage richtet sich an KMU und Großunternehmen, die sich für Carbonfasern interessieren und deren Einsatz ausweiten wollen. Auf der Grundlage dieser Informationen können gemeinsame Forschungs- und Entwicklungsprojekte initiiert werden. Nehmen Sie jetzt an der Umfrage teil!