Leicht, schnell, recycelbar. Mit diesen drei Attributen lässt sich äusserst treffend umschreiben, wie die Sohle eines Spitzenlaufschuhs der Marke ON beschaffen sein muss. Ein guter High Performance Schuh bedeutet Hightech und er lässt sich effizient, kostengünstig sowie in hoher Stückzahl produzieren. Doch nicht nur das: Das Produkt muss in Zukunft auch den Ansprüchen der Circle Economy genügen, so verlangt es die Strategie des Sportschuhherstellers.
Entstanden ist die Idee zum «nachhaltigen Turnschuh» bei Gesprächen zwischen dem Schweizer Laufschuhhersteller On Running und Forschenden des Instituts für Kunststofftechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Inzwischen laufen am Institut für Kunststofftechnik die letzten Tests, bevor das Produkt am Markt lanciert wird. Das Projektteam von Christian Brauner gibt der Sportschuhsohle zurzeit wörtlich gesprochen den letzten Schliff. Es handelt sich dabei um die Entwicklung einer Kunststoffplatte – Speedboard® genannt – hergestellt aus Carbon-Produktionsabfällen der Automobil- und Luftfahrtindustrie. «Ein Speedboard ist zusammen mit der CloudTec®-Technologie das Herzstück, was den Laufschuh des Sportschuhherstellers ausmacht», erläutert dazu Stefan Grieder vom Projektteam. Die Herausforderung, das Herzstück eines ON Laufschuhs aus rezyklierten Carbonfasern herzustellen und somit den Fasern ein zweites Leben in einem Hightech Bauteil zu ermöglichen, hat auch die Innosuisse überzeugt, die sich am Projekt beteiligt haben.
Das besagte Speedboard befindet sich direkt unter der wolkenartig geformten Unterseite der Schuhsohle, die so typisch ist für den ON-Turnschuh und vom Hersteller CloudTec® genannt wird. Die CloudTec® ermöglicht nicht nur den abgefederten Aufprall des Schuhs auf jeglichem Untergrund. Dank der darunterliegenden Carbonfeder ist ein optimales Abstossen möglich. Das Speedboard fängt die Stoss-Energie auf, hält sie einen Moment wie ein aufgespannter Bogen fest, um sie in dem Moment, wo sich der Schuh wieder vom Boden löst, erneut abzugeben.
Als Ausgangsmaterial für das neu entwickelte Speedboard, dienen Fasern aus Carbon-Abfällen. Diese Ausschussfasern fallen bei der Produktion von Bauteilen für die Automobil- und Luftfahrtindustrie an. Hergestellt werden die Speedboards durch das sogenannte SMC-Verfahren (sheet mold compound). Der gesamte Fliesspressvorgang dauert dabei lediglich noch 3 Minuten, was den ganzen Prozess serientauglich macht. Damit all dies möglich wurde, waren mehrere Anpassungen am Design des Speedboards nötig, woran die FHNW lange gearbeitet und geforscht hat. Gefragt sind Eigenschaften der Sohle wie Steifigkeit, während gleichzeitig jederzeit die gewünschte Flexibilität gewährleistet sein muss, damit der Sportschuh dynamisch läuft und auf höchstem Niveau performen kann.
An all dies hat das FHNW-Team um Christian Brauner gedacht – letztlich sogar an die Frage, was zum Lebenszyklus-Ende eines Laufschuhs mit dem Carbon Speedboard geschehen sollte. Dabei können die Fasern aus dem Speedboard gelöst und in anderen Herstellverfahren wie etwa dem Spritzguss verwendet werden. Das Projekt war im Jahr 2020 für die renommierten Jec-Awards nominiert. In der Kategorie Recycling hat das Speedboard-Projekt unter den Finalisten rangiert.